Gaula 2008

Die Gaula liegt in Mittelnorwegen und mündet bei Klett/Helmdal in den Trondheimfjord. Die Gaula ist einer der produktivsten Lachsflüsse Norwegens und der beste im Tröndelag. 90 km des Flusses sind für Lachs befischbar. Zu Beginn der Saison steigen wirklich grosse Fische in den Fluss, Fänge zwischen 10 und 20kg sind keine Seltenheit.

Die Saison dauert vom 1. Juni bis 31. August. Die ersten Wochen sind vor allem grosse Fische im Fluss und ab ca. Anfang Juli kommen auch Grilse. Die Prime-Weeks sind normalerweise die Wochen 28-30! In den Beats des Norwegian Flyfishers Club wird Fly only betrieben.

8. - 15. Juni 2008 Gaula bei Stören

Eigentlich war Norwegen für 2008 gar nicht geplant. Ich hatte mich intensiv auf die Reise an die Varzina auf der Kola Halbinsel (Russland) vorbereitet und bereits alles gepackt, als mich die Mailnachricht von Arni Baldursson erreichte:

Varzina on ice, all canceled!

Hans-Peter Fehr und Andreas Witt waren bereits am Kola River und froren und fingen entsprechend schlecht. Wir hätten uns dann am Varzina River getroffen. Sie beiden schlugen mir vor, als Ausweichdestination, an die Gaula zu kommen. Da alles schon gepackt und bereitgestellt war und ich die Lachsfischerei sehnsüchtig erwartete, buchte ich um und flog nach Trondheim.

Wir fischten eine Woche in den Strecken des Norwegian Flyfishers Club (NFC). Alles war bestens organisiert und eine erste positive Ueberraschung war ein professionelles Briefing zum Wasser und zur aktuellen Fischerei von Manfred Raguse. Ausserdem wurde eine Broschüre mit allen Poolbeschreibungen und Skizzen ausgehändigt. Ich wurde mit Peter Hansen, einem erfahrenen Gaula-Fischer aus Hamburg, eingeteilt. Der Rotationsplan sah einen 6 Stunden-Rhythmus vor.

Ich bewohnte ein Einzelzimmer im Maela-Haus beim House Pool, der free for all war. Im Haus war neben mir bis am Mittwoch nur noch Chris Vanseer, ein erfahrener belgischer Lachsfischer. Mein Rotationspartner Peter Hansen wohnte gleich nebenan in einem renovierten kleinen Haus, das früher als Vorratsschober diente.

Sonntag, 8.6.08: Nach dem Briefing am Sonntagabend starteten Peter und ich am Renna Pool. Um ca. 23.00h hatte Peter bereits einen guten Biss und landete wenige Minuten später bereits seinen ersten Lachs von 95cm und 7kg auf eine braune Tubefly. Da der Lachs blutete konnte er ihn nicht mehr releasen.

Durch diesen guten Start motiviert wechselten wir um 00.00h zum legendären Bridge Pool, wo wir Hans-Peter Fehr und Andreas Witt trafen, die erst um ca. 22.00h in Stören ankamen und noch kurz den Bridge Pool befischten, jedoch ohne Erfolg. Wir machten einen Durchgang, das Wasser war relativ hoch und in der Nacht ist der Pool schwierig zu bewaten, vor allem, wenn man ihn nicht kennt. Danach war schlafen angesagt.

Montag, 9.6.08: Es ist kalt geworden und es regnet immer wieder. Ab 12.00h befischen wir den Langoy Pool. Beim zweiten Durchgang um ca. 14.30h habe ich auf der Höhe der gegenüberliegenden Hütte einen schönen Biss. Ich hebe die Rute, nachdem die Schlaufe sich gestreckt hat und merke sehr rasch, dass es ein guter Fisch meine Green Highlander Conehead Tube genommen hat. Der Fisch schüttelt immer wieder den Kopf und nimmt mehrere Male einige Meter Schnur, obwohl ich wie immer recht hart drille...

Nach ca. 15 Minuten landet mir Peter Hansen mit einem Schwanzwurzelgriff meinen bisher grössten Lachs von 103cm und genau 10kg und ich freue mich, endlich die 1 Meter Marke geknackt zu haben. Weil es mein erster Fisch ist, beschliesse ich, diesen nicht zu releasen und in die Räucherei zu geben.

Mein erster Lachs über einen Meter Länge gefangen mit Guideline LPXe 14', GL ST Sink1/Sink2, 0.40mm Vorfach und Green Highlander Conehead Tubefly 8cm, Haken Loop Double 4.

Nach diesem Erfolgserlebnis war für mich an diesem Tag Schluss, weil es die Vorschriften es so wollen. Nach dem ersten Lachs, den man behält ist bis 24.00h das Fischen einzustellen. Man darf also so lange fischen wie man die Fische releast. Ich finde diese Vorschrift absolut in Ordnung und gut.

Nachdem ich den Fisch im NFC-Headquarter registriert und gewogen habe, bin ich zur Räucherei gefahren und habe den Lachs Sven Andersen zum Räuchern gegeben. Danach Einkaufen, Nachtessen, Whisky Time mit Peter Hansen und anschliessend Nachtruhe.

Dienstag, 10.6.08: Es ist den ganzen Tag kalt und regnerisch. Die Wassertemperatur ist von 12 Grad Celsius am Sonntag auf 8.3 Grad gesunken.

Nach einem guten Frühstück geht es wieder ans Wasser, heute stehen der Bogen Sondre Pool und der Lower Gaula Pool auf dem Programm. Peter verliert im E2 Pool (Lower Gaula) nach ein paar Sekunden Kontakt einen guten Fisch. Nach dem Nachtessen befischen wir den Tilseth Pool, der jedoch aus meiner Sicht bei weniger Wasser besser fischen würde. Um 24.00h Feierabend, noch ein Bier und ein Whisky und dann Nachtruhe.

Mittwoch, 11.6.08: Nach einem Schwatz mit Chris Vanseer und Hans-Peter Fehr, die beide noch keinen Biss hatten, befische ich den House Pool und am Nachmittag den Long Pool sehr intensiv aber ohne jeden Erfolg. Es ist immer noch regnerisch und bewölkt, die Wassertemperatur messe ich mit 8.3 Grad Celsius. Gegen Abend möchte ich noch den Home Pool befischen und fahre dummerweise den Weg hinunter und sehe den Sand zu spät, mein Fahrzeug gräbt sich in den Sand. Alle meine Versuche, mich selbst wieder zu befreien scheitern. Peter Hansen zieht mich mit seinem 4wd Fahrzeug raus. Besten Dank Peter!

Donnerstag, 12.6.08: Um 00.30h starten wir im Longoy Pool. Der Wasserstand an der Brücke in Stören ist von 1.30m auf 1m gefallen. Der Longoy Pool läuft im unteren Bereich nicht mehr so schön wie am Montag. Wir fischen bis 03.30h. Danach versuche ich es noch im House Pool bis 05.00h, totale Ruhe am Wasser. Danach gehe ich schlafen bis 12.00h.

Am Nachmittag und Abend befischen wir die beiden Bogen Sondre Pools bis 24.00h. Es ist saukalt geworden und die Wassertemperatur ist auf gemessene 7.6 Grad Celsius gefallen. Trotzdem haben im Verlaufe der Woche einige Profis recht gut gefangen, zb Ken und Mary Anne Sawada, die zusammen etwa 5-6 Fische gefangen haben.

Freitag, 13.6.08: Nach dem Frühstück befischen wir den Tilseth Pool, dann nach einer Mittagspause den New Pool und am Abend den Horse Pool im Lower Gaula Beat. Danach Rückfahrt nach Stören und ein Durchgang im House Pool, der jetzt bei diesem Wasserstand sehr schön läuft. Weder Peter noch ich haben den ganzen Tag irgendeinen Take. Whisky Time und Nachtruhe.

Samstag, 14.6.08: Peter und ich haben am Morgen den legendären Bridge Pool! Wir fischen intensiv, doch wird von der Gegenseite mit Wurm und grossen Blinkern in den Pool reingefischt. Leider ist dies am Wochenende so. Mit Bestimmtheit stehen Lachse im Pool, doch sie nehmen unsere Fliegen nicht.

Auf der Rückfahrt vom Bridge Pool treffe ich Andreas und Hans-Peter. Andreas hat in der Woche 4 schöne Fische gefangen und Hans-Peter wartet immer noch auf seinen Fisch. So kann Lachsfischen sein...

Am Nachmittag fischen Peter und ich noch einmal intensiv im Renna Pool, der diese Woche einige Fische gebracht hat. Doch auch hier geht nichts. Am Abend treffe ich mich mit Andreas und Hans-Peter im Stören Hotel zum Essen. Die beiden haben mich zum Nachtessen eingeladen. Hans-Peter strahlt, hat er doch noch einen tollen Lachs von 107cm und 12kg erwischt. Bravo Hans-Peter!

Nach dem guten Nachtessen fische ich noch einmal von 22.00 bis 23.30h im House/Home Pool und fahre dann zum letzten Mal an den Tilseth Pool.

Sonntag, 15.6.08: von ca. 00.30 bis 01.30h befische ich noch einmal den Tilseth Pool und beschliesse eine schöne Woche Lachsfischen mit einer inneren Zufriedenheit, aber auch mit der Gewissheit, dass mehr Fischkontakte möglich gewesen wären, wenn ich den Fluss schon gekannt hätte. Trotzdem bin ich sehr zufrieden, habe ich doch einen tollen Fisch gefangen. Insgesamt wurden diese Woche an den NFC-Beats ca. 55 Lachse, davon etliche über 10kg, gefangen von ca. 26 Ruten, wenn man die Guides und Mitarbeiter des NFC einrechnet.

Am Sonntag Vormittag packe ich meine Sachen, fahre zum Airport Vaernes und fliege zurück in die Schweiz.

 

 

 

 

Location

Region

Tröndelag, Norwegen

Distanz von Trondheim Airport

81km, 1Std 10Min 

In Google Maps anschauen

Lodge

Self Catering und Full Catering möglich

Anzahl Ruten

16

Prime Time

Juni - Juli

Empfohlene Ruten

Zweihandruten 13-15' #8-11

Gute Fliegen

Sunray Shadow, Red Butt, Green Butt, Green Highlander, Patakorva, Green and Grey, Black Milky

Meine Meinung

Die Organisation von Manfred Raguse's NFC ist gut, die neu ankommenden Fischer werden durch das von ihm durchgeführte Briefing sehr gut über Fischergruppe, Fischwasser, Bedingungen, Rotationsplan und erfolgreiche Fliegenmuster und Methoden informiert. Ebenso ist die Broschüre mit den Zeichnungen der verschiedenen Beats professionell gemacht. Die Unterkünfte in den Privathäusern entsprichen dem norwegischen Standard, wem dies nicht genügt, dem steht das Stören Hotel zur Verfügung. Ich habe eine Nacht im Hotel verbracht, finde hier aber das Preis- / Leistungsverhältnis nicht berauschend. Ich ziehe die Privatunterkunft dem Hotel vor.

Zum Fischwasser und den Beats: die Gaula ist ein sehr schöner und grosser Lachsfluss. Die vom NFC gepachteten Beats erlauben eine interessane Woche, ist doch Wasser vom unteren, mittleren und oberen Flussbereich vorhanden, so dass man eigentlich immer mit Fischen rechnen kann. Die Pools sind teilweise sehr lang und zu zweit ist man sich nie im Wege, die Fischerei ist also sehr erholsam. Interessant ist auch, dass durch die grosse Anzahl Beats/Pools gute Fangchancen bei jedem Wasserstand vorhanden sind. Der 6 Stunden Rotations-Rhythmus sorgt dafür, dass man ganz schön herumkommt an den verschiedenen Pools, was mir sehr gut gefällt. Einziger kleiner Kritikpunkt aus meiner Sicht ist, dass die "free for all-Pools" jeweils in der Nacht relativ stark von den Guides und Mitarbeitern des NFC befischt werden und man als Gast hier je nachdem vergeblich an einen Pool fährt. Auf der anderen Seite wollen die Guides natürlich auch mal fischen. Die Fischerei an den NFC-Beats ist nicht günstig, aber dafür bestehen reelle Chancen auf den Fang eines Traumfisches. Alles in allem eine Destination, die man immer wieder mal bereisen kann.